Sonntag, 9. April 2017

Ein glutenfreier Kurztrip nach Wiesbaden

Als ich vor einer guten Woche hörte, dass ich für den Dreh eines Kurzfilmes zum Thema chronisch-entzündliche Darmerkrankungen nach Wiesbaden kommen sollte, habe ich mich schon etwas gewundert: es lag für alle 5 Teilnehmer nicht gerade "um die Ecke" und war mir nur als eher verschlafene, kurstädtische und eher langweilige Verwandte der Städte Mainz und Frankfurt ein Begriff. Außerdem fragte ich mich, ob ich dort wohl etwas Glutenfreies zu essen finden würde... Nun, nachdem ich da war, kann ich nur sagen: mein Ausflug war viel zu kurz und ich hätte Wiesbaden gerne noch genauer erkundet (und nicht nur, was die glutenfreie Küche angeht). Aber der Reihe nach...

Untergebracht wurde ich im Motel One am Hauptbahnhof. Dort sagte man mir schon beim Check-In, dass sie überall in Deutschland und dementsprechend auch in Wiesbaden glutenfreies Frühstück anbieten. Am nächsten Morgen konnte ich mich davon überzeugen: Brot und Brötchen wurden mir in verschlossenen Tütchen serviert - Kontamination war damit ausgeschlossen und ich konnte es in Ruhe und ohne Sorge essen. 



Dies tat ich allerdings erst später, denn ich war noch ganz satt vom Abend davor. Da ich mich mit meinem Cousin zum Essen verabredet hatte und wir beide Lust hatten "etwas Besonderes" auszuprobieren, gingen wir in das Restaurant Lumen am Marktplatz. Wir wurden nicht enttäuscht: als Gruß des Hauses bekam ich vorab ein glutenfreies Süppchen mit glutenfreien Brötchen (von "Resch& Frisch") und auch hier eingepackt und ohne Kontaminationsrisiko serviert. Die Kellnerin war supernett und kannte sich richtig gut aus, so dass sie mich auch für das Hauptgericht toll beriet: Kartoffel-Parmesan-Plätzchen mit Spinat, Spargel und Jakobsmuscheln. Es schmeckte toll, ich vertrug es gut und ging später zufrieden und ohne Glutenunfall ins Bett.



Nach dem Frühstück ging es am nächsten Tag zum Dreh auf den Neroberg: die russisch-orthodoxe Kirche, das kleine Amphitheater und der Blick über Wiesbaden und Mainz dienten als wirklich schöne Kulisse, das Wetter spielte mit und es war einfach herrlich. Zwischendurch bekam ich über meine Facebookgruppe "Zöliakie Austausch" noch den Tipp unbedingt auf dem Markt zum Bäcker "Noglla" zu gehen. Ich wusste nicht, ob ich es schaffte, aber um 13.50h, kurz vor Ende des Marktes, war ich dann da (der Stand ist in der Nähe vom Geschäft "Depot" und lila). Natürlich gab es nicht mehr so viel Auswahl, aber ich verlies den Stand nach ein paar Minuten mit ein paar sehr leckeren Broten, etwas Apfel-Rote Beete-Dipp und italienischen Mandelkeksen (eigentlich so ähnlich wie kleine Mandelhörnchen). Die Mandelkekse habe ich noch nicht probiert, weil sie für unsere Reise nach Freiburg morgen Proviant sein sollen. Aber sie sehen auf jeden Fall hammerlecker aus!

Letzte Station war übrigens das Vapiano, wobei ich mich dort nicht so richtig entscheiden konnte: erstens gibt es dort inzwischen wirklich viele Vorspeisen, Pizza und Pasta, die glutenfrei und lecker sind. Zum anderen hatte ich aber auch Bauchweh und eigentlich gar nicht wirklich Hunger. Ich habe trotzdem eine Pizza mit Schinken und Pilzen bestellt, die dünn und lecker war. Dass ich sie nicht aufgegessen habe, tut mir echt leid.

Fazit: Es hat mir richtig gut in Wiesbaden gefallen, ich habe lecker gegessen und alle waren echt freundlich. Ein Kurztrip dorthin lohnt sich...egal ob Zöli oder Nichtzöli.

Sonnige Grüße, Josie

Donnerstag, 6. April 2017

Mein Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie, Essen-Mitte, Teil 3

In diesem letzten Teil geht es um die Medikamente bzw. Hausmittel, die ich in der Klinik bekommen habe und seither nehme. Nur schonmal soviel: bisher brauche ich noch kein neues Immunsuppressivum nehmen. Stelara, dass nach Azathioprin und Humira im Raum stand, ist zur Zeit kein Thema. Woran das liegt? Daran, dass ich seit dem Krankenhaus nicht mehr bis zu 30 Mal sondern nur noch bis zu 15 Mal auf Toilette muss. Ich muss zwar auch nachts, schlafe aber viel besser als vorher und immer wieder ein. Ein echter Fortschritt und das liegt daran:
Ich beginne meinen Morgen mit dem, was ihr auf dem Foto seht: einem schönen Schnapsgläschen voll...nein, kein Schnaps, auch wenn ich jeden Morgen über das Glas grinsen muss, sondern Heidelbeermuttersaft, den ich im Reformhaus kaufe. Er wirkt entzündungslindernd im Darm. Außerdem nehme ich Iberogast und koche mir ein wenig Leisamensud, um die Magenschleimhaut auszukleiden und zu beruhigen (500ml mit 1-2 EL Leinsamen aufkochen, ca. 10 Minuten köcheln lassen und dann abseihen). Über den Tag verteilt trinke ich ein bis zwei Liter Anis-Fenchel-Kümmel oder Magen-Galle-Tee. Zusätzlich nehme ich Omega 3-Kapseln, um das Immunsystem zu unterstützen und Vitamin D3, um die Knochen zu schützen. Das, was aber wirklich den Durchbruch gebracht hat, ist Myrrhinil. Es ist ein Präparat aus Myrrhe, Kaffeekohle und Kamillenblüte. Das ausgerechnet so ein harmloses Mittel hilft, hätte ich auf keinen Fall gedacht, aber es tut es. Allerdings nehme ich davon auch die Höchstdosis von 12 Stück am Tag, als Dauermedikation. Wissenschaftlich ist die Wirksamkeit auf jeden Fall bei Colitis Ulcerosa in vielen Studien belegt worden, auch bei Crohnpatienten konnte die Wirksamkeit nachgewiesen werden. In den Studien wurde belegt, dass es genauso wirksam wie Mesalazin, also z.B. Salofalk, ist.

Apropos: ohne Salofalk und andere schulmedizinische Medikamente komme ich leider nicht aus. So nehme ich die Granu Stix weiter, bekomme zusätzlich die Klysmen, nehme weiterhin Decortin (allerdings im Moment nur 5mg) und Pantoprazol, das aber auch reduziert wurde (statt 2x 40mg nur noch 2x 20mg). Und bei Bedarf liegen nach wie vor Buscopan Plus, Novalgin und Tramadol hier. Aber ich muss sagen, dass ich zu diesen Medikamenten deutlich seltener greife und mit den o.g. Medikamenten, den Wickeln, der Akupressurmatte und dem noch stärkeren Fokus darauf, meinem Körper möglichst zeitnah Ruhe zu gönnen, wenn er sie braucht, an vielen Tagen auskomme.

Ich bin sehr gespannt darauf, wie es weitergeht. Im Moment genieße ich einfach mal das Luft holen nach den letzten Monaten und dass ich nicht nur im Bett liege, ein bisschen arbeite,und ansonsten auf der Toilette sitze, sondern endlich auch mal wieder etwas richtige Freizeit habe. Weil ich so froh bin, teile ich meine Erfahrungen gerne mit euch, es sind aber meine und deshalb kann ich natürlich nicht sagen, ob diese Medikamente, Anwendungen, Techniken auch euch helfen würden. Vielleicht ist es ein Versuch wert, auf jeden Fall bin ich kein Arzt und kann natürlich auch deshalb keine Verantwortung übernehmen. 

So oder so, ich wünsche euch auch ein bisschen Zeit zum Luft holen und das schöne Wetter genießen:)
Eure Josie