Mittwoch, 22. März 2017

Mein Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie, Essen-Mitte, Teil 2

Gut Ding will Weile haben, sagt man ja so schön. Aber so eine lange Weile hatte ich dann doch eigentlich nicht vorgesehen, als ich in meinem letzten Post schrieb, ich würde bald weiter über meinen Therapieplan und den Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie in Essen-Mitte berichten. Aber ich bin einfach noch langsam, schnell müde und nicht so fix wie ich gerne wäre...obwohl es mir wirklich besser geht. Ja, und ein Grund waren sicher auch die ganzen Anwendungen, die ich im Krankenhaus, das sich zwar wie schon geschrieben nicht immer wie ein Krankenhaus anfühlte, aber tatsächlich ein Akutkrankenhaus ist, bekommen habe.

Und so sah der Plan aus: morgens ging es um 7.30h mit Morgengymnastik los, damit alle aus den Betten kamen und aktiv in den Tag starteten. Zugegebenermaßen bin ich eher nicht so der Morgengymnastiktyp. Aber ich hatte mir vorgenommen, allem mit einem offenen Blick zu begegnen und so fand ich die Gymnastik gar nicht schlimm, sondern ganz interessant. Das lag daran, dass auch Qi Gong-Übungen einflossen und man sich hinterher wirklich wacher fühlte. Ich bin allerdings trotzdem wieder zu meinen Yogaübungen zurückgekehrt seit ich zuhause bin. Nach dem Frühstück waren in der Regel zwei Stunden Zeit für ärztliche Visiten und "pflegerische Anwendungen". Da wurden mir entweder Ingwerwickel im Rücken gemacht, um für mehr körperliche Wärme und Kraft zu sorgen oder ich bekam Schröpfkopfmassagen. Weil ich auch eine Blutgerinnungsstörung habe, fand ich sie sehr schmerzhaft und hatte mit den Blutergüssen noch einige Tage zu kämpfen. In mein Programm habe ich sie deswegen nicht weiter aufgenommen...dafür ist meine masochistische Ader irgendwie nicht ausgeprägt genug:) Danach ging es je nach Tag weiter mit: Zellenbädern für Arme und Beine (hier wurde ein wenig Strom ins Wasser geleitet, um die Nerven an Armen und Beinen zu aktivieren), Fußreflexzonentherapie (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Wellnessmassage...aber hier war der Schmerz angenehm), manuelle Therapie, Akupunktur oder Neuraltherapie (dabei bekam ich an 7 aufeinanderfolgenden Tagen je eine Infusion mit Procain, was sehr angenehm war). 

Besonders die Fußreflexzonentherapie, die Akupunktur und die Neuraltherapie haben wirklich was bewirkt. Zum einen spüre ich meine Füße wieder, was ja vorher oft nicht mehr der Fall war. Ich bin dann gefallen, musste mir auf der Arbeit einen Aufzugschlüssel besorgen und bin einfach nicht mehr gerne gegangen. Insgesamt wurden aber auch die Schmerzen besser und ich konnte mich nach langer Zeit mal wieder besser entspannen. Die Ärzte sagten, dass durch die Schmerzen und das ganze Cortison das vegetative Nervensystem ganz schön belastet sein kann und das wurde systematisch beruhigt und runtergefahren. Leider bekam mir das vollwertige Mittagessen oft nicht, so dass ich besonders dann oft Krämpfe und Durchfälle hatte und deswegen zusätzlich Infusionen mit Buscopan und Novalgin bekam. Das habe ich dann gen Ende meines Aufenthaltes meistens weggelassen, so dass auch der Bauch ruhiger wurde und ich nun nicht mehr 20-30 Mal auf Toilette muss, sondern nur noch 10-15 Mal. Was für eine Veränderung und ein Zurückgewinn an Lebensqualität!

Einmal am Tag fand eine ordnungstherapeutische Veranstaltung statt: entweder für alle als Infoveranstaltung zu den Themen welche bei chronischen Erkrankungen häufig eine wichtige Rolle spielen, z.B. Ernährung, Bewegung, Stress oder als Kurs mit praktischer Anwendung, wo z.B. ein Body Scan oder so durchgeführt wurde. Wer das noch nicht kennt, der kann auch gerne mal in dieses 15-minütige Video schauen: Body Scan. Es basiert auf dem Achtsamkeitstraining von Jon Kabat-Zinn und ich finde, es ist eine angenehme Art zu entspannen. Abends hatte ich in meinem Plan stehen, dass ich noch selbstständig eine halbe Stunde meditiere oder Yoga mache. Das war kein Problem, weil ich das eh, auch wegen meiner Yogaausbildung, schon regelmäßig gerne mache und das Gefühl habe, das ich davon sehr profitiere. Wer in diesen Dingen noch nicht so geschult war, bekam mehr ordnungstherapeutische Anleitung, z.B. auch in einer gemeinsamen abendlichen Entspannungseinheit. Mir hat wirklich gut gefallen, dass so individuell auf die Patienten eingegangen wurde und jeder so die Zeit sinnvoll nutzen konnte. 

Aber bevor ich es vergesse: ich bekam zur Selbstanwendung auch noch gezeigt, wie ich mir  selbst Bauchwickel machen kann (Kümmelwickel bei zu viel Luft im Bauch, Melissenwickel bei Krämpfen). Außerdem gab man mir eine Nadel- bzw. Akupressurmatte, auf die ich mich nach Bedarf legen kann. Beides fand ich so toll, dass ich es jeden Tag auch zuhause weiter anwende. Inzwischen habe ich sogar eine Ganzkörpermatte, weil die Stimulation der Körperrückseite insgesamt zu weniger Schmerzen bei mir führt. Das haben übrigens auch andere Patienten erzählt. Deswegen habe ich einen Arzt gefragt, weshalb das so ist. Denn es kostet jedes Mal ein wenig Überwindung, wenn man sich wieder auf diese ganzen Stacheln legt. Die Erklärung lautete so: durch die Schmerzen an der Hautoberfläche werden körpereigene Opiate ausgeschüttet. Diese Opiate sorgen dann im ganzen Körper dafür, dass man weniger Schmerzen verspürt. Die Matte spürt man irgendwann kaum noch und der ganze Körper kann entspannen...so, dass ich auf dem Ding inzwischen regelmäßig einschlafe. 

Ihr seht, ich hatte ganz schön viel während meines Aufenthaltes zu tun und habe einiges auch mit nach Hause genommen. Beim nächsten Mal erzähle ich euch noch etwas zu den zum Teil neuen Medikamenten bzw. Hausmitteln, die ich bekommen habe und natürlich auch ganz brav zuhause weiternehme.

Bis dahin (wer weiß, wie lange das wieder dauert;) wünsche ich euch erstmal ein paar schöne Frühlingstage!
Eure Josie

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