Donnerstag, 30. März 2017

Gastbeitrag von Nicola Hein: Warum Osteopathie bei CED?

Ich freue mich, euch zum ersten Mal einen Gastbeitrag präsentieren zu dürfen. Er ist von Nicola Hein, die seit vielen Jahren meine Osteopathin in Bonn und Freundin ist. Danke Nicola und euch viel Spaß damit! Josie


(Quelle: http://pin.it/YvpzYat; letzter Zugriff: 30.3.2017)

Warum Osteopathie bei CED?

Ich kenne Josefine jetzt schon 18 Jahre und damals kam sie zu mir, so wie viele heute zur Osteopathie kommen: der Nacken zwickt, der Rücken schmerzt und an den Extremitäten ist auch immer etwas zu finden. Nur damals kannte noch kaum einer die Osteopathie und meine Behandlungen starteten erst einmal damit, zu erklären, was ich da eigentlich mache. Und ich glaube, dass auch heute zu wenige die wirklichen Qualitäten der Osteopathie kennen und wir allzu oft in einen Topf mit Physiotherapie, Manueller Medizin oder Chiropraktik gestopft werden - aber natürlich ganz "sanft" das Ganze...

Da war Josefine schon damals der Zeit voraus und auch jetzt schätze ich ihre Qualität sehr, alles zu hinterfragen und auch Neues ausprobieren. Das heißt nicht, dass man verzweifelt sein muss, um beim Osteopathen zu landen (obwohl damals der häufigste Satz im Erstgespräch mit Patienten war: "Sie sind meine letzte Hoffnung!" ). Vielmehr sollte man seinen Körper kennen lernen wollen - und das gilt nicht nur für Kranke - und wo geht das besser als bei einer Therapie, die wirklich jede Struktur im Körper behandelt: sei es Knochen, Muskeln, Bänder oder Faszien; Organe, Membranen, Blutgefäße oder auch Lymph- oder Nervenbahnen? Wir schauen auf jede Struktur, die wir tasten können, lösen Verklebungen oder Bewegungseinschränkungen und geben dem Körper damit das zurück, was er am besten kann: seine Selbstregulation. Und ich glaube wirklich, dass unser Körper fast alles heilen kann, aber leider oft zu viele Ebenen gestört sind (wobei man da natürlich auch über den Körper hinaus schauen muss) und daher manchmal nicht genug Kraft, Energie oder wie auch immer wir es nennen zur Verfügung steht. 

Aber ich schweife ab und komme besser zu Josefine und der CED zurück: hier ist der große Vorteil, dass der Osteopath auch den Darm behandelt. Nicht während der Entzündung, sondern danach, wenn die Faszien um den Darm verklebt sind und dieser damit nicht mehr beweglich ist. Wir können dies lösen und verbessern damit die Durchblutung und den Stoffwechsel. So kann unser Körper auch dort wieder richtig funktionieren - leider bei chronischen Erkrankungen oft nur bis zum nächsten Schub, aber trotzdem bin ich der Überzeugung, dass gerade bei CED die Osteopathie ein hilfreicher und notwendiger Begleiter ist. So hat der Darm wenigstens die Chance, sich immer wieder zu erholen. Und diese Erholung ist doch so wichtig für den Körper - und auch für den Geist!

Wie entscheidend das für alle Bereiche ist, beweist für mich Josefine mit diesem Blog und ich wünschte, alle meine Patienten würden sich so mutig, klug und differenziert mit sich selbst und ihrem Körper auseinander setzen. 
Möge dies eine Ermutigung an alle sein, die dies lesen!

Eure Nicola Hein 

Mittwoch, 22. März 2017

Mein Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie, Essen-Mitte, Teil 2

Gut Ding will Weile haben, sagt man ja so schön. Aber so eine lange Weile hatte ich dann doch eigentlich nicht vorgesehen, als ich in meinem letzten Post schrieb, ich würde bald weiter über meinen Therapieplan und den Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie in Essen-Mitte berichten. Aber ich bin einfach noch langsam, schnell müde und nicht so fix wie ich gerne wäre...obwohl es mir wirklich besser geht. Ja, und ein Grund waren sicher auch die ganzen Anwendungen, die ich im Krankenhaus, das sich zwar wie schon geschrieben nicht immer wie ein Krankenhaus anfühlte, aber tatsächlich ein Akutkrankenhaus ist, bekommen habe.

Und so sah der Plan aus: morgens ging es um 7.30h mit Morgengymnastik los, damit alle aus den Betten kamen und aktiv in den Tag starteten. Zugegebenermaßen bin ich eher nicht so der Morgengymnastiktyp. Aber ich hatte mir vorgenommen, allem mit einem offenen Blick zu begegnen und so fand ich die Gymnastik gar nicht schlimm, sondern ganz interessant. Das lag daran, dass auch Qi Gong-Übungen einflossen und man sich hinterher wirklich wacher fühlte. Ich bin allerdings trotzdem wieder zu meinen Yogaübungen zurückgekehrt seit ich zuhause bin. Nach dem Frühstück waren in der Regel zwei Stunden Zeit für ärztliche Visiten und "pflegerische Anwendungen". Da wurden mir entweder Ingwerwickel im Rücken gemacht, um für mehr körperliche Wärme und Kraft zu sorgen oder ich bekam Schröpfkopfmassagen. Weil ich auch eine Blutgerinnungsstörung habe, fand ich sie sehr schmerzhaft und hatte mit den Blutergüssen noch einige Tage zu kämpfen. In mein Programm habe ich sie deswegen nicht weiter aufgenommen...dafür ist meine masochistische Ader irgendwie nicht ausgeprägt genug:) Danach ging es je nach Tag weiter mit: Zellenbädern für Arme und Beine (hier wurde ein wenig Strom ins Wasser geleitet, um die Nerven an Armen und Beinen zu aktivieren), Fußreflexzonentherapie (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Wellnessmassage...aber hier war der Schmerz angenehm), manuelle Therapie, Akupunktur oder Neuraltherapie (dabei bekam ich an 7 aufeinanderfolgenden Tagen je eine Infusion mit Procain, was sehr angenehm war). 

Besonders die Fußreflexzonentherapie, die Akupunktur und die Neuraltherapie haben wirklich was bewirkt. Zum einen spüre ich meine Füße wieder, was ja vorher oft nicht mehr der Fall war. Ich bin dann gefallen, musste mir auf der Arbeit einen Aufzugschlüssel besorgen und bin einfach nicht mehr gerne gegangen. Insgesamt wurden aber auch die Schmerzen besser und ich konnte mich nach langer Zeit mal wieder besser entspannen. Die Ärzte sagten, dass durch die Schmerzen und das ganze Cortison das vegetative Nervensystem ganz schön belastet sein kann und das wurde systematisch beruhigt und runtergefahren. Leider bekam mir das vollwertige Mittagessen oft nicht, so dass ich besonders dann oft Krämpfe und Durchfälle hatte und deswegen zusätzlich Infusionen mit Buscopan und Novalgin bekam. Das habe ich dann gen Ende meines Aufenthaltes meistens weggelassen, so dass auch der Bauch ruhiger wurde und ich nun nicht mehr 20-30 Mal auf Toilette muss, sondern nur noch 10-15 Mal. Was für eine Veränderung und ein Zurückgewinn an Lebensqualität!

Einmal am Tag fand eine ordnungstherapeutische Veranstaltung statt: entweder für alle als Infoveranstaltung zu den Themen welche bei chronischen Erkrankungen häufig eine wichtige Rolle spielen, z.B. Ernährung, Bewegung, Stress oder als Kurs mit praktischer Anwendung, wo z.B. ein Body Scan oder so durchgeführt wurde. Wer das noch nicht kennt, der kann auch gerne mal in dieses 15-minütige Video schauen: Body Scan. Es basiert auf dem Achtsamkeitstraining von Jon Kabat-Zinn und ich finde, es ist eine angenehme Art zu entspannen. Abends hatte ich in meinem Plan stehen, dass ich noch selbstständig eine halbe Stunde meditiere oder Yoga mache. Das war kein Problem, weil ich das eh, auch wegen meiner Yogaausbildung, schon regelmäßig gerne mache und das Gefühl habe, das ich davon sehr profitiere. Wer in diesen Dingen noch nicht so geschult war, bekam mehr ordnungstherapeutische Anleitung, z.B. auch in einer gemeinsamen abendlichen Entspannungseinheit. Mir hat wirklich gut gefallen, dass so individuell auf die Patienten eingegangen wurde und jeder so die Zeit sinnvoll nutzen konnte. 

Aber bevor ich es vergesse: ich bekam zur Selbstanwendung auch noch gezeigt, wie ich mir  selbst Bauchwickel machen kann (Kümmelwickel bei zu viel Luft im Bauch, Melissenwickel bei Krämpfen). Außerdem gab man mir eine Nadel- bzw. Akupressurmatte, auf die ich mich nach Bedarf legen kann. Beides fand ich so toll, dass ich es jeden Tag auch zuhause weiter anwende. Inzwischen habe ich sogar eine Ganzkörpermatte, weil die Stimulation der Körperrückseite insgesamt zu weniger Schmerzen bei mir führt. Das haben übrigens auch andere Patienten erzählt. Deswegen habe ich einen Arzt gefragt, weshalb das so ist. Denn es kostet jedes Mal ein wenig Überwindung, wenn man sich wieder auf diese ganzen Stacheln legt. Die Erklärung lautete so: durch die Schmerzen an der Hautoberfläche werden körpereigene Opiate ausgeschüttet. Diese Opiate sorgen dann im ganzen Körper dafür, dass man weniger Schmerzen verspürt. Die Matte spürt man irgendwann kaum noch und der ganze Körper kann entspannen...so, dass ich auf dem Ding inzwischen regelmäßig einschlafe. 

Ihr seht, ich hatte ganz schön viel während meines Aufenthaltes zu tun und habe einiges auch mit nach Hause genommen. Beim nächsten Mal erzähle ich euch noch etwas zu den zum Teil neuen Medikamenten bzw. Hausmitteln, die ich bekommen habe und natürlich auch ganz brav zuhause weiternehme.

Bis dahin (wer weiß, wie lange das wieder dauert;) wünsche ich euch erstmal ein paar schöne Frühlingstage!
Eure Josie

Dienstag, 7. März 2017

Mein Aufenthalt in der Klinik für integrative Gastroenterologie, Essen-Mitte, Teil 1

Ich sitze, mal wieder, auf meiner Couch. Ich bin sehr kaputt, aber ich stelle fest, dass es mir etwas besser als vor drei Wochen geht: mein Bauch ist ruhiger und auch die Nerven in Armen, Steißbein und Beinen tun nicht mehr ganz so weh, meine Beine spüre ich fast komplett wieder. Auf einer Schmerzskala von 0-10 würde ich meine Schmerzen z.Zt. bei 3-7 einordnen, stark schwankend zwar, aber auf jeden Fall mit besseren Phasen. 

Ihr fragt euch vielleicht, wieso das so ist und worauf ich hinausmöchte? Nun, vor drei Wochen ging es mir ganz besonders schlecht, nach einer eh schon schlechten, viele Monate andauernden Phase, in der immer noch mehr an Schmerzen und Befunden hinzugekommen war. So lange, bis ich nicht mehr arbeiten konnte, von meiner Yogaausbildung einmal ganz zu schweigen. Ich war also zum wiederholten Male an einem Punkt, an dem ich mit meinem Crohn nicht mehr weiterwusste und die Kraft, die man sonst so selbstverständlich und täglich aufbringt, um irgendwie doch weiterzumachen, zu arbeiten und annähernde Normalität zu leben, aufgebraucht schien. Hoffnungslos war ich trotzdem jedoch nicht, denn ich wusste, dass es am nächsten Tag nach Essen in die Klinik für integrative Gastroenterologie und Naturheilverfahren gehen würde. Ambulant war ich selbst dort schon im Institut für Traditionelle Indische Medizin gewesen und in einem Heft der DCCV  hatte ich einiges über das dort angewandte Konzept gelesen: Schulmedizin, Naturheilverfahren und Mind/Body-Medizin greifen hier Hand in Hand und behandeln den ganzen Menschen. Ich hatte also Hoffnung, dass nicht einfach das nächste Immunsuppressivum getestet und cortisonmäßig alles beim Alten bleiben, sondern dass auch andere Therapien und Medikamente ausprobiert würden. Und da ich davon ausging, dass ich bestimmt nach meinen Zielen für die 14 Tage stationären Aufenthaltes gefragt würde, legte ich sie an diesem Abend also folgendermaßen fest: weniger Schmerzen + besserer Schlaf =mehr Kraft. Mehr Kraft, wie toll wäre das...

Am nächsten Morgen ging es los: Punkt acht stand ich mit meinem gepackten Koffer auf Station NH 2. Nach einer Blutabnahme ging es auf mein Zimmer. Dort fand mein Aufnahmegespräch statt. Es wurde gefragt, wie ich die Schmerzen in den unterschiedlichen Körperteilen auf einer Skala von 0-10 einordnen würde (in den meisten Bereichen lag meine Einschätzung irgendwo zwischen 8-9) und welche Nahrungseinschränkungen ich hätte, damit darauf beim gemeinsam Essen in der Cafeteria Rücksicht genommen werden könnte. Ich stellte später fest, als ich nach dem Mittagessen mal wieder Bauchkrämpfe hatte, dass die Anmerkungen noch nicht differenziert genug waren. Wann esse ich zuhause schonmal Kohl oder so? Aber gut, so ist das auch nunmal, auch wenn sich alle redlich bemühen. Glutenfreies Essen war übrigens überhaupt kein Problem und bei Bäcker Troll in Essen werde ich mir bestimmt bald mal frisches glutenfreies Brot kaufen! Es war wirklich sehr lecker. 
Meine Essenskarte für die nächsten 2 Wochen 

Kurze Zeit später kam die Ordnungstherapeutin. Sie war, wie eigentlich alle, sehr freundlich und hörte gut zu. In dem Gespräch, wie später auch in der Infoveranstaltung, erklärte sie mir, worauf die Mind-/Body-Medizin bzw. Ordnungstherapie basiert: nämlich darauf, dass die Erkrankte erkennt, welche Stellschrauben sie selbst drehen kann, um ihre Krankheit oder die Wahrnehmung dieser, positiv zu beeinflussen. Ich freute mich, dass sich während dieses Gespräches herausstellte, dass ihre Säulen (Ernährung, Entspannung, Atmung, Bewegung, Selbsthilfe) ziemlich genau mit meinen eigenen übereinstimmten. Und manchmal, besonders wenn es einem nicht gut geht, freut man sich ja einfach auch wenn Dinge gelobt werden, von denen man eigentlich selbst weiß, dass man sich da schon viele, oft sinnvolle Gedanken gemacht hat. Gerade auch über die Vertiefung meiner Yoga-Praxis in den letzen zwei Jahren, habe ich inzwischen sowohl Bewegung, als auch Entspannung, als auch Atmung und Meditation in meinen Alltag integrieren können. Ich fühle mich also in dem Bereich wirklich gut aufgestellt. Ich merke, es tut mir gut und habe da ja auch an anderer Stelle schon drüber geschrieben. 

Als letztes wurde ich noch von ärztlicher Seite aufgenommen. Als ich während der Anamnese aufzählte, welche Darmerkrankungen (z.B. Salmonellen, Klostridien etc.), sonstige Infektionserkrankungen  (z.B. Borrelien, Pfeiff'risches Drüsenfieber) und OPs ich schon hinter mir habe, war für den Arzt auch schnell klar, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen diesen Vorerkrankungen, den Antibiosegaben  und der Autoimmunerkrankung besteht und mein Immunsystem in meinem Leben mit meinem Leben schon viel zu tun hatte. Auch dass es in meiner Familie einige Morbus Crohn-Fälle gibt, wurde interessiert zur Kenntnis genommen. Immerhin vermutet man ja heute, dass eine ganze Reihe von Faktoren für die Erkrankung zuständig ist und dass die genetische Komponente  bei ca. 40% liegen könnte.

Nach diesen ganzen Gesprächen ging es dann zuerst zum Mittagessen und später zur o.g. Infoveranstaltung. Im Laufe des Tages sollte mein Therapieplan erstellt werden. Darauf wartete ich natürlich ganz gespannt... und berichte darüber und was mit mir so angestellt wurde in meinem nächsten Post. 

Bis dahin geduldet euch ein bisschen, so schnell bin ich noch nicht wieder...
Eure zwar noch auf Kraft wartende, aber schon wieder ganz zufrieden auf ihrer Couch sitzende Josie