Dienstag, 19. Juli 2016

Die neue Glutenfreiheit bei Vapiano in Bonn und Bochum

Ich glaube, ich bin nicht alleine wenn ich sage: Zuhause essen fühlt sich für den gemeinen Zölli am Sichersten an. Man weiß inzwischen, wo Gluten drinsteckt (wer nicht, der sollte sich mal ganz schnell mit Basiswissen und den 15 bösen Zutaten vertraut machen, z.B. hier: Zöliakie Austausch, Merkzettel), braucht sich um unwissendes Personal, Krümmel und Kontamination keine Gedanken machen. Und wer auswärts isst, folgt einem gewissen Protokoll, damit auch bloß nichts schief geht: Tage vorher schaut man sich Empfehlungen an, klärt am Telefon auf, sieht sich die Allergenkarte mit Argusaugen an, spricht mit Kellner und/oder Koch und bestellt, zumindest beim ersten Mal, dennoch manchmal mit einem mulmigen Gefühl...man weiß ja nie. 

Dies alles ist Alltag und sollte uns nicht davon abschrecken, rauszugehen und woanders zu essen, denn nach entsprechender Vorbereitung klappt es normalerweise gut und man wiederholt es gerne. Dennoch habe ich, besonders wenn es um Pizza ging, in den letzten Jahren häufig gedacht, dass es einfach sehr schön wäre, wenn ich spontan eine essen gehen könnte. Wenn ich nicht Tage im voraus überlegen müsste, ob ich wohl bald wieder Hunger darauf hätte, ob mein Morbus Crohn es an dem entsprechenden Tag mitmachen würde, wenn ich dafür nicht ewig weit fahren müsste. Nun dieser Tag ist tatsächlich gekommen: Vapiano hat am 12.7. deutschlandweit glutenfreie Pizza und Pasta eingeführt und ich hoffe, ich "spoiler" nichts, wenn ich vorab sage, dass beides richtig lecker war.

Nun, mein Pizzaerlebnis hatte ich dann doch nicht in Bochum: zusammen mit meiner lieben Mutter habe ich die neue gf Pizza nämlich in meiner Heimatstadt, dem schönen BONN, IN DER SÜRST 1, ausprobiert. Ich stiefelte also zum Tresen und bestellte eine "Funghi" und eine "Verdure". Damit ich beides probieren konnte, bestellte meine Mutter auch eine glutenfreie Pizza. Da sie in einem anderen Ofen und in einer Aluschale, also echt kontaminationsfrei, gebacken wurden, bekamen wir so einen kleinen Lautmacher mit an den Tisch, der sich dann auch ca. nach einer halben Stunde bei uns meldete: ich holte die Pizzen, die etwas kleiner als normal aber für uns immernoch viel zu groß waren, ab und wir schwiegen. Nicht vor Entsetzen, sondern einfach, weil sie so lecker, heiß und ich so glücklich war. Der Teig war knusprig, schön dünn, üppig und nicht zu salzig belegt. 
Einziges kleines Manko war, dass sich die Pizzakartons, um Reste mitzunehmen, unter dem Ofen für die glutenhaltige Pizza befanden. Eine Kleinigkeit, die zu ändern sich lohnt. Ich habe darauf aufmerksam gemacht, denn so ganz praktisch fand ich es nicht, eine Plastikdose im Nachbargeschäft zu kaufen, um zwei halbe Pizzen einzupacken, die übrigens Stunden später, nochmals im Ofen aufgebacken, auch noch ganz toll schmeckten. 
Während ich mir also bei meiner Pizza sehr sicher war, dass ich mich nicht kontaminierte, ging es mir bei den Nachtischen nicht ganz so. Zum Kaffee hätte ich gerne ein Pasticcini der Sorte "Firenzini" gehabt. Es ist eigentlich von Natur aus glutenfrei, lag aber direkt neben den anderen nicht glutenfreien Sorten. Ich habe das versucht dem Kellner zu erklären. Leider meinte er aber, dass ein simples Nichtberühren schon reichen würde, damit ich es essen könnte. Dies ist bei jemandem mit Zöliakie aber leider nicht so und eine Nachschulung wäre hier durchaus sinnvoll.

Ein paar Tage später in BOCHUM, HUSEMANNPLATZ 6-7 lief es letztendlich auch zufriedenstellend, aber leider gar nicht so reibungslos, ab: diesmal gab es Caprese (Tomate-Mozzarella) zur Vorspeise und Pasta zum Hauptgericht. Auch hier aß meine Lieblingsbegleitung die glutenfreie Pasta und so konnte ich sowohl "Carbonara Salmone Spaghetti" als auch "Gamberetti e Spinaci Linguine" probieren. Naja, oder fast. Denn während die Vorspeise ganz schnell und problemlos zubereitet wurde, lief das mit der Pasta erstmal überhaupt nicht: während die Scampi in der einen Pfanne schon anbrannten, stellte der Koch (?) beim Anbraten der ersten Zutaten in der zweiten fest, dass es gar keinen Lachs mehr gab (etwas verwunderlich, sonntags um 20h). Also bestellte ich zu den Spaghetti Carbonara auch Scampi, während der Koch sich durchlas, was er als nächstes tun sollte. Sicher war es für ihn keine Erleichterung, dass an seinem Arbeitsplatz, der nur für glutenfreie Pasta vorgesehen war, so gut wie keine Zutaten vorhanden waren. Seinem Frust darüber ließ er freien Lauf, indem er sich die ganze Zeit über die komplizierte Zubereitung beschwerte und feststellte, dass man unter diesen Bedingungen ja überhaupt nichts zubereiten könnte. Zum Schluss schmiss er die Penne, die getrennt von der anderen Pasta in kleinen Beuteln aufbewahrt wurde, in die Pfannen und erklärte mir erst auf Nachfrage, dass er überhaupt keine Ahnung habe, ob es auch Spaghetti gäbe und dass dies hier echt schon schwierig genug sei. Ich sagte nichts mehr, denn zu diesem Zeitpunkt hatte ich überhaupt keine Lust mehr auf eine Auseinandersetzung, denn ich hatte fast 50 Minuten angestanden und nun wirklich Hunger. Dass ich trotz der langen Wartezeit und dem Koch, der offensichtlich überfordert war, das Essen als zufriedenstellend bezeichnen würde, lag daran, dass auch die Pasta sehr, sehr lecker war. 

Dementsprechend werde ich mein Glück auch noch ein weiteres Mal versuchen, in der Hoffnung, dass dann alle Zutaten vorrätig sind, mir der Koch vorher sagen kann, welche Pasta für mich überhaupt in Frage kommt und diese dann etwas zügiger und freundlicher zubereitet wird. Auch wenn ich hier viel zu satt war, um überhaupt noch an einen Nachtisch zu denken, fiel mir im Rausgehen auf, dass die Pasticcinisorten in unterschiedlichen Gläsern aufbewahrt wurden und somit die glutenfreien "Firenzini" von den anderen getrennt waren.

Mein Fazit: grundsätzlich habe ich mich sicher gefühlt und hatte bei meinen Hauptgerichten weder in Bonn noch in Bochum die Sorge mit glutenhaltigen Speisen oder Zutaten in Berührung zu kommen. Die meisten Mitarbeiter wussten gut Bescheid und bereiteten mir sehr leckeres Essen zu. Ein Koch und ein Servicemitarbeiter waren allerdings etwas überfordert, was ich am Anfang allerdings auch jedem zugestehe. Dennoch fände ich eine vertiefende Schulung o.Ä. durchaus sinnvoll, damit sich diese Fehler oder Unachtsamkeiten nicht einschleifen und den ersten, alles in allem positiven und vor allem schmerzfreien, Eindruck, in Zukunft nicht zunichte machen.

Also, probiert es aus, fragt nach, macht auf Dinge, die euch verunsichern aufmerksam. Aber   vor allem: genießt eure neue Glutenfreiheit bei Vapiano:)

Have a happy day,
Josie 

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