Mittwoch, 29. Juni 2016

Seit 15 Jahren Yoga

Da ich in letzter Zeit so häufig gefragt werde, weshalb ich trotz meiner nicht unerheblichen  körperlichen Probleme so gelassen und ausgeglichen bin, habe ich mich hingesetzt und überlegt. Nicht, weil ich nicht wusste, dass Yoga mir seit vielen Jahren sehr hilft, sondern auch, weil ich noch einmal darüber nachdenken wollte, ob es wirklich so ist, wie manche Freundin sagt, weil ich einfach so widerstandsfähig und eh "immer gut drauf" sei. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich vielleicht auch Glück mit meiner charakterlichen Konstitution habe; und vielleicht bin ich auch das, was man im Moment gerne als "resilient" bezeichnet. Aber das ist es nicht allein. Denn ich bin mir auch sehr sicher, dass auch Ausdauer und das Nicht-zufrieden-geben mit dem manchmal sehr unzufriedenstellenden Status quo dazu führen, dass ich oft denke: Eigentlich geht es mir trotz allem ganz gut. Und deswegen habe ich mein Leben mit Yoga noch einmal Revue passieren lassen:

Vor 15 Jahren bereitete ich mich auf mein Auslandsstudium In England vor. Und vor 15 Jahren hatte ich so starke Rückenschmerzen, dass ich gar nicht wusste, wie ich dieses Auslandsstudium ohne regelmäßige Spritzen und Physiotherapie bewältigen sollte. Vor 15 Jahren hatte ich aber auch das große Glück, dass meine langjährige Physiotherapeutin gerade mit ihrer Yogaausbildung anfing und mir einige erste, wenige, aber dennoch unglaublich hilfreiche Yogaübungen mit auf den Weg in die große weite Welt gab. Und auch wenn ich zu Beginn manchmal lachen musste, weil diese Übungen so merkwürdige Namen wie "Katze" und "Hund" oder "Berg", "Baum" und "Krieger" trugen, ich merkte schnell, dass sie mir sehr gut taten. Und nicht nur die Übungen taten mir gut, auch das Gefühl, dass ich mir mit ihnen selbst helfen konnte und damit auch meine Zeit im Ausland nicht nur schaffen, sondern auch genießen konnte.

15 Jahre später hat sich dieses Gefühl nicht geändert. 15 Jahre später weiß ich, dass ich mir mein Leben ohne Yoga nicht mehr vorstellen kann. Und heute weiß ich auch, dass die regelmäßige Yogapraxis mein Leben in guten wie in schlechten Zeiten nachhaltig beeinflusst. Dies liegt auch daran, dass mein Bild von "dem" Yoga damals ein ganz anderes war, als es das heute von Yoga ist. Damals dachte ich noch, es gäbe nur eine Richtung. Ich dachte, es gäbe in jeder Stunde Räucherstäbchen und sei entweder nur was für Leute, die keinen "richtigen" Sport machen könnten oder die richtig sportlich und belastbar wären. Ich dachte auch, man müsse auf jeden Fall Vegetarier sein und wenn man nicht innerhalb eines halben Jahres einen Kopfstand lerne, wäre das ganze vielleicht doch nicht das richtige.

Trotz dieser ganzen Vorstellungen bin ich all die Jahre, und durch verschiedene Studiengänge, Referendariat und Beruf hindurch, gerne dabei geblieben. Ich habe verschiedene Richtungen ausprobiert und weiß heute, dass es "das" Yoga nicht gibt. Es gibt unglaublich viele Richtungen, die ihre Schwerpunkte ganz unterschiedlich setzen. Und während ich festgestellt habe, dass ich in Haltungen nicht so gerne lange verharre und dass mir überhitzte Räume beim Yoga ebensowenig Freude bereiten wie vollgepackte Räume, habe ich auch gelernt, dass Yoga mehr ist als körperliche Übungen. Meditation und Atmung spielen eine mindestens ebenso wichtige Rolle. Und auch wenn ich den Kopfstand sehr gerne irgendwann beherrschen würde, 30 Minuten Meditation oder in einer Übungssequenz von vorne bis hinten den Atem ruhig fließen zu lassen, sind mir als Ziele genauso wichtig. 
(Quelle: http://pin.it/AlsfDi; letzter Zugriff: 28.6.2016)

Warum ich das in diesem Blog schreibe? Weil ich der Überzeugung bin, dass mir Yoga auch beim Umgang mit meinen Erkrankungen Zöliakie und Morbus Crohn eine große Hilfe ist. Denn wenn ich eins damals in Bezug auf meine Rückenschmerzen gelernt habe, dann, dass es für mich wichtig ist, dass ich mir selbst helfen kann. Das geht vielleicht körperlich nicht immer, denn besonders die Allüren des Morbus Crohn habe ich ja noch nicht wirklich durchschaut und auch Yoga heilt diese Erkrankung nicht. Beim Halten oder Finden einer seelisch-psychischen Balance hilft es mir jedoch wirklich oft. Wenn es mir also körperlich einigermaßen geht, dann klemme ich mir meine Matte unter den Arm und gehe in das tolle Yogastudio in der Nähe zu einer mehr oder weniger anstrengenden Klasse. Dann genieße ich, dass ich angeleitet werde, dass ich meine Grenzen ein wenig austesten kann und dass andere mit mir üben. Ich genieße dann, dass es meinem Körper so gut geht, dass er die vielen Haltungen durchführen kann. Wenn es mir aber nicht so gut geht, dann lege ich meine Matte einfach ins Wohnzimmer, lasse mich ein wenig treiben und gucke, was ich an dem Tag kann. Manchmal sind es, wie vor 15 Jahren, "Katze", "Baum" und "Berg". Manchmal auch Meditation und Atemübungen. Manchmal aber auch Vorbeugen oder vorsichtige Drehübungen, die mir für meinen Bauch gerade besonders gut tun. Denn eins habe ich gelernt: Yoga ist das, was ich daraus mache. Es ist ortsunabhängig. Und es ist für mich und soll mir deshalb guttun...auch wenn das heißt, dass ich den Kopfstand vielleicht nie bewältige.

Have an om-azing day,
Josie


PS: Übrigens fand ich diese Bücher am Anfang, als ich mich noch nicht in Yogakurse "getraut" habe oder sie mir zu teuer waren, wirklich hilfreich. Auch, weil zum Teil CDs mit guten Anleitungen dabei waren. Natürlich ersetzen sie dennoch keine Yogastunde!

1. http://www.gu.de/buecher/bewusst-gesund-leben/ganzheitlich-leben/930735-yoga--mehr-energie-und-ruhe-(mit-cd)/

2. https://www.amazon.de/Yoga-Inspirations-Well-Being-Tara-Fraser/dp/1402711514

3. https://www.amazon.de/Easy-Yoga-Workbook-Tara-Fraser/dp/1844838811/ref=sr_1_1?s=books-intl-de&ie=UTF8&qid=1467631006&sr=1-1&keywords=tara+fraser+the+easy+yoga+workbook


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